Heute sind wir unserer Visumsverlängerung einen großen Schritt nähergekommen. Vielleicht schreibe ich darüber mal einen Artikel. Aber jetzt möchte ich das laufende Verfahren nicht beeinflussen.
Nachdem wir aus der Migração gingen - dem Amt, das Dreh- und Angelpunkt für Visumsangelegenheiten hier in Mosambik ist - war es schon mittags und unser erster Einsatz in einer Schule ohne Betreuer von Repensar musste auf morgen verschoben werden.
Dafür konnten wir uns einer anderen Aufgabe widmen, die uns vor ein paar Tagen aufgetragen wurde. Wir begannen Müllsäcke für den Dia Mundial da Limpeza/Weltaufräumtag/World Cleanup Day zu organisieren. Die Säcke werden dann an dem Tag an Helfer in der Stadt verteilt. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind, der diesen Tag nur anleitet aber nicht durchführt, kaufen wir keine Tüten im nächsten Supermarkt, sondern sind auf Spenden angewiesen.
Eine erste Überlegung wäre natürlich alle auf den Straßen herumliegenden und -fliegenden Tüten einzusammeln. Das wären echt viele, aber sie wären schmutzig und würden schnell reißen.
Deshalb sollten wir Basttaschen besorgen, in denen Reis oder Mehl angeliefert wird. Sie sind robust und eignen sich damit dafür den normalen Müll am Strand und Straßenrand einzusammeln.
Zum Mittag waren wir in einer Konditorei, die aber auch andere abgepackte Lebensmittel, Shawarma, Sandwiches, einen warmen Mittagstisch anbietet und Shisha-Bar zugleich ist. Klingt komisch, widerspricht sich aber nicht. Als wir hier nach den Säcken fragten, wollte der Verkäufer erst Geld pro Sack haben. Nachdem wir ihm aber erklärten, wofür sie waren und was der Dia Mundial de Limpeza ist, hat er uns aber welche überlassen. Zum Transport oder einfach aus Routine wurden uns die Säcke in eine Plastiktüte gepackt.
Bei einem Unternehmen, das Caterings anbietet, wurden wir ebenfalls fündig. Genauso wie in einem kleinen Laden, der von außen aussah wie ein Supermarkt, aber eigentlich nur ein Lager ist. Sie meinten, wir könnten auch bald wiederkommen, morgen hätten sie mehr.
Eine Absage erhielten wir in einem Supermarkt, der von einem Chinesen geführt wurde. Schon als wir uns mit dem Wort voluntários also Freiwillige vorgestellt hatten, hatte er mit dem Kopf geschüttelt.
Ein anderer größerer Supermarkt hatte freundliche schwarze Mitarbeiter, die uns gerne helfen wollten. Leider wollte der indische Chef nicht. Er war eine Etage unter uns und wies seine schwarzen Mitbeiter an die Menge der gelieferten Ware zu kontrollieren. Er saß dabei an seinem Schreibtisch und ließ er sich jedes Produkt antragen und fragte nach der Menge des Produkts.
Seine Einstellung zu Müllsammelaktionen hätte man auch in Deutschland antreffen können. Er bezahle die Müllabfuhr, damit sie seinen Müll mitnimmt. Für eine Sammelaktion hatte er kein Ohr.
In den Geschäften hier arbeiten viele Schwarze (Ur-Afrikaner), weil sie natürlich den Großteil der Bevölkerung ausmachen. Wenn es aber um den Chef eines Unternehmens geht, dann ist es meistens ein Weißer und sieht aus ein wie Inder/Araber, Chinese oder Portugiese. Es wirkt auf mich so, als würde die eingewanderte Minderheit die alteingesessene Mehrheit dominieren, wenn es darum geht viel Geld zu verdienen.
Umso überraschter waren wir von der letzten Bäckerei. Die schwarzen Verkäuferinnen leiteten uns an eine weiße Frau weiter, die wir erst für den Chef hielten und eher Portugiesisch aus Portugal gesprochen hat. Zum Glück war sie nur die Sekretärin. Der Chef war ein großer schwarzer Mann, dessen Name "afrikanisch" klang. Es besteht also noch Hoffnung. Zum Abschluss habe ich mir eine portugiesische Spezialität in der Bäckerei gekauft, Pastel de nata. Die gibt es hier in fast jeder Bäckerei.