Dia Doze

Am Sonnabend waren wir wieder einmal auf einer festa. Diesmal fand sie nördlich von Maputo in der Nähe von Albazine statt.

Verabredet waren wir um 10 bei Jonas zu Hause, weil es von dorthin zur Familie seiner Gastschwägerin Gina gehen sollte. Aufgrund unserer Aktivitäten am Vorabend sind wir dann aber erst um 11 dort angekommen. Tatsächlich losgegangen sind wir um 12. Bis auf bei offiziellen Anlässen kann man immer 2 Stunden Wartezeit einplanen. Der Rest von Jonas' Familie hatten seinen Plan geändert und ging zu einer Feier in der Nachbarschaft gegangen. Ich weiß nicht so ganz, ob sie sonst auch mitgekommen wären, bei letzten Mal klang es für mich aber so.

Alles klar. Losgegangen. Chapa genommen. In unserem Fall war es ein Machibombo (sprich Maschibombu) ein großer Bus. Die Sicherheitshinweise im Bus waren diesmal nicht mit lateinischen und chinesische Zeichen beschrieben, sondern mit lateinischen und indischen. Das war eine kleine Überraschung für mich.

An einer Zwischenhaltestelle angekommen, musste Ginas kleiner Junge klein. Unser Ausstieg war zu unserer Ankunft quasi nicht besucht, weshalb sich unkompliziert von den Leuten weggedreht wurde, um sich zu erleichtern. Bei den Temperaturen in der Mittagssonne glaube ich nicht, dass man es 10 Minuten danach noch wahrnehmen konnte.

In dem Haus von Ginas Schwester angekommen, durften wir uns kurz ausruhen. Es dauerte aber nicht lange bis Fabienne gefragt wurde, ob sie nicht die Kartoffeln frittieren könnte. Ich meinte dann auch, dass ich es tun könnte. Im Endeffekt stand dann doch Anna Maria am Topf und hat die Kartoffeln frittiert. Die Arbeitsteilung beim Essenmachen ist hier ganz einfach: Frauen machen alles, Männer ruhen sich aus. Stimmt nicht ganz: die Männer haben die Tische arrangiert und Tischdecken draufgelegt.

Der Sinn von diesem Freiwilligendienst ist es ja auch sich auf andere Kulturen einzulassen, sie nicht zu verurteilen. Sie machen die Dinge einfach anders und wir verstehen in unserem europäischen, verkopften Denken einfach nicht, dass es auch gut sein kann so zu leben. Wir sind hier um zu lernen, von anderen Kulturen zu lernen. Wie einige Leute hier sagen: Männer müssen arbeiten können und Frauen kochen.

Spaß beiseite. Es ist für mich inner etwas befremdlich, wenn von den Mädchen mithelfen erwartet wird und wir Typen uns einfach in die Ecke fletzen können. Ich habe echt kein Problem damit mich zu entspannen oder meine Witze zu machen, z.B. den Mädchen zu sagen, dass sie weiterarbeiten und nicht quatschen sollen. Aber das ist nicht ganz das, wofür ich stehe. Und außerdem ist es langweilig 3 Stunden darauf zu warten, dass das Essen fertig wird, wenn es auch schneller gehen würde, wenn alle mithelfen würden.

Jonas und ich haben uns dann mal nützlich gemacht und das Geschirr für den Abend abgewaschen. Erst wollte Gina, dass sie abwäscht, einer abtrocknet und der andere sie wegstellt. Den letzten Punkt haben wir mit dem vorletzten verbunden und Gina von der Spülarbeit entlassen.

Ihre Schwester war begeistert. Sie meinte, dass Männer in Mosambik nur Bier trinken und auf das Essen warten. Als Jonas und ich dann nichts mehr zu spülen hatten, rausgingen und kurze Zeit danach wieder reinkamen, haben wir ihren Jungen am der Spüle Löffel spülen sehen.

Ob er von seiner Mutter verdonnert wurde oder sich die Blöße nicht geben konnte, wenn weiße Männer spülen, ist uns nicht überliefert. Ist aber auch egal. Ein Kulturaustausch hat auf jeden Fall stattgefunden.

Andere Gäste haben wir kurzerhand mit einem Chapa abgeholt, denn einer der Verwandten von Gina ist ein motorista also der Chapa-Fahrer. Ich durfte cobrador spielen. Das ist der Geld- und Leuteeinsammler. Als ich gefragt wurde wie teuer die Fahrt werden würde, habe ich doze also 12 gesagt. Ein kleiner Scherz, denn Fahrten kosten hier normalerweise 10, lange Strecken 12. Leicht beschwips fuhr der Motorista los. Die Sandstraße bot aber nicht viele Autos und Gegenverkehr gab es auch wenig. Einige Leute am Rand wollten tatsächlich mitgenommen werden, obwohl die Linie, die auf dem Chapa stand, gar nicht in der Region fuhr. An der Station Albazine angekommen - wie soll's auch anders sein - warteten wir auf die anderen. Einige genehmigten sich ein Bier, ich gab mich mit nem Lolli zufrieden.

Bei der Rücktour rief ich schnell unser Ziel: "Festa, Festa, Festa!". Ein paar Jugendliche drehten sich um und lachten.

Das Essen war wie immer lecker. Beim Tanzen ließen wir dann die Hüften kreisen. Ich war so gut wie immer auf der Tanzfläche, schließlich muss ich noch so einiges nachholen und üben.

Nach den obligatorischen Selfies bei der Verabschiedung - man muss ja zeigen, wen man bei sich zu Besuch hatte - ging es dann auch schnell nach Hause. Naja, fast. Der Motor unseres Machibombos ist kurz ausgegangen. Er ging aber nach ein paar Minuten wieder an, keine Sorge.