Serau

Heute ist der große Tag der Umweltklubs. Wir sind alle in der Schule Arco-Iris zusammengekommen, um die Früchte der letzten Monate zu ernten.

Zu Anfang wurden 150 Brötchen belegt. Natürlich wurden dazu nur die Mädchen gefragt zu helfen. Durch einen kleinen Anstupser von Anna Maria bin ich dann auch mitgekommen. Es gab Omelettes, Tomaten, Salat und Analogkäse einzeln verpackt. Leider haben die Zutaten nicht ganz gereicht, sodass wir noch eine Fleischwurst und Analogkäse nachkaufen mussten. Das Geld reichte nicht mehr für Salat und Tomaten. Die letzten Brötchen bekamen dann nur noch 2 Scheiben Wurst. Klar hätte ich noch Salat kaufen können, der ist nicht teuer hier. Aber ich wäre dann gefühlt der einzige gewesen, der so einen Aufwand betrieben hätte. Und es klappt ja trotzdem.

Die Kinder tanzen in selbstgemachter Kleidung aus Plastiktüten und Reissäcken.
Die Kinder tanzen in selbstgemachter Kleidung aus Plastiktüten und Reissäcken.

Dann begann der Wettbewerb, der sogenannte Serau. Jede Schule hatte 15 Minuten Zeit sich in den Kategorien Tanz, Gesang, Theater und Gedicht vorzustellen. Zum Schluss gab es keine Siegerehrung sondern nur Teilnahmeurkunden. Der Spaß stand im Vordergrund.

Die letzten Monate haben wir fast alle Schulen immer mal wieder besucht und sie unterstützt. Bei dem Wettbewerb gab es dann natürlich Unterschiede, die man vorher schon erahnen konnte. Trotzdem hat sich jede Schule nochmal mehr rausgeputzt als vorher. Es war schön die ganzen Kinder mit ihren Darbietungen wiederzusehen. Alle haben sich angestrengt und das beste gegeben.

Die Mädchen müssen die Mülltrennung blind beherrschen, um den Anforderungen von Papa Umwelt gerecht zu werden.
Die Mädchen müssen die Mülltrennung blind beherrschen, um den Anforderungen von Papa Umwelt gerecht zu werden.
Hier wurde eine Hymne an die Kinder und den Umweltschutz gesungen.
Hier wurde eine Hymne an die Kinder und den Umweltschutz gesungen.

Als kleines Intermezzo durften wir einen deutschen Tanz aufführen. Die Lehrer fanden das eine coole Idee für einen interkulturellen Austausch. Ich fand die Idee auch cool und habe immer, als sie uns gefragt haben, zugesagt, dass wir uns einen deutschen Tanz ausdenken. Am Anfang der Woche hatten wir noch keine Ahnung, was wir tanzen sollten. Wir haben es aufgeschoben bis zum letzten Treffen am Dienstag. Dann wurde es aber so langsam Zeit um zu üben. Ich glaube wir haben uns so lange Zeit gelassen, weil Tradition in Deutschland ja ein schwieriges Thema ist und auch eher negativ belegt ist. Aber gut wir sind hier nicht in Deutschland, sondern in Mosambik. Hier muss man nicht immer auf alles aufpassen, was man sagt und alles zerdenken à la darf man das überhaupt tanzen oder komme ich dann komisch rüber.


Ihr werdet Euch sicher fragen, was zum Geier wir dort gemacht haben. Nun, ein Glück haben wir Anna Maria im Freiwilligen-Team, die bei sich zu Haus noch Tänze tanzt, die der Großteil der Deutschen nur noch vom Namen kennt...

Wir haben eine Sternpolka getanzt.

Ich glaube, ich habe das in Deutschland noch nie getanzt.
Ich glaube, ich habe das in Deutschland noch nie getanzt.

Neben den Beiträgen gab es zu guter Letzt noch eine kleine Modenschau.

Den Hut habe ich mit den Kindern zusammen entworfen. Das war nicht leicht!
Den Hut habe ich mit den Kindern zusammen entworfen. Das war nicht leicht!

Eine Schattenseite war, dass wir Wachdienst spielen mussten. Die Kinder der Schule, die natürlich auch den Wettbewerb verfolgen wollten, konnten am Anfang noch in die Sporthalle. Da sie aber zu laut waren, durften sie, wenn sie aus der Sporthalle gegangen sind nicht wieder rein. Niemand. Natürlich hingen sie immer an der Tür, die dann bewacht werden musste. Und dann gingen die Kinder und Lehrer vom Wettbewerb immer rein und raus. Man konnte nicht immer erkennen, wer am Wettbewerb teilnimmt und wer nicht. Zugegeben hat es mich wahrscheinlich gestresst, weil ich es richtig und gerecht machen wollte und bloß niemanden falsches in die Halle lassen wollte.

Ich weiß nicht wie hartnäckig die Kinder in Deutschland betteln irgendwo reinzukommen, aber hier standen sie bestimmt 2 Stunden vor dem Tor ohne reingelassen zu werden.

Der Eingang war nicht für alle offen, damit der Wettbewerb nicht gestört wird.
Der Eingang war nicht für alle offen, damit der Wettbewerb nicht gestört wird.
Kinder von draußen kommen in den Saal während Osvaldo rappt. Scheinbar bewacht gerade niemand die Tür.
Kinder von draußen kommen in den Saal während Osvaldo rappt. Scheinbar bewacht gerade niemand die Tür.
Ende gut, alles gut: am Ende des Seraus haben die Umweltlehrer eine kleine Tanzeinlage zum besten gegeben.
Ende gut, alles gut: am Ende des Seraus haben die Umweltlehrer eine kleine Tanzeinlage zum besten gegeben.

Nach der Verabschiedung von den Umweltlehrern sind wir zum deutschen Serau gegangen. Ein Serau jagt den nächsten! Dort gibt es auch Essen! Was ich mir nicht alles ausgedacht habe: sauer eingelegte Gurken oder Heringe, Sauerkraut, Kartoffelpuffer, Bratstullen oder vielleicht doch Bratwürste und Senf?


Hm ja, wahrscheinlich war ich etwas zu voreilig.

Auf dem Innenhof lässt sich eine Ausstellung erahnen.
Auf dem Innenhof lässt sich eine Ausstellung erahnen.

Zu Essen gab es Mischbrotstulle mit Rote-Beete-Cashew-Aufstrich, als Nachtisch wurden frisch gebackene Waffeln gereicht. Das Brot hat mir gut geschmeckt. Es kommt aus einer Bäckerei aus Namaacha. Die Waffeln waren auch unerwartet lecker.

Ich konnte gerade noch ein Foto machen, bevor die Waffel aufgegessen war.
Ich konnte gerade noch ein Foto machen, bevor die Waffel aufgegessen war.
Beim deutschen Serau dreht sich alles um Kultur.
Beim deutschen Serau dreht sich alles um Kultur.

Zu den Beiträge, ja es war ganz interessant. Es wurden Gedichte vorgetragen und Lieder gesungen. So z.B. Mackie Messer, das ei von Loriot oder der Klassiker Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Das wurde Hawelland ausgesprochen, weil der Deutschlehrer scheinbar noch nie in der Havelregion war. Die Beiträge wurden mit dem Daumenklavier Mbira oder mit Trommeln begleitet. Das war schön und abwechselungsreich. Manchmal waren die Stücke etwas langweilig, eben wie ein gutes deutsches Programm sein sollte. Es gab sogar ne Tombola, wo man Milkaschokolade gewinnen konnte.


Ich hatte Lust die Polka hier aufzuführen, um die Atmosphäre aufzubessern. Aber das hätte den anderen wahrscheinlich die Show gestohlen.


Die Studenten haben sich Mühe gegeben, aber mit unserem Serau konnten sie leider nicht mithalten.