Heute haben wir in Afrika mal ordentlich mit angepackt und den Menschen geholfen. Wir haben Entwicklungshilfe geleistet, die vollständig an der Basis ankommt. Uns war egal, ob wir uns die Hände dabei schmutzig machen.
Der Wecker geht um 3 Uhr, denn wir wollen einen Bus um 4:30 Uhr nehmen. Es hat geregnet und nieselt den Morgen über immer mal wieder. Wir haben heute großes vor. Dieser Bericht geht an alle Gartenfreunde da draußen.
Der Bus ist noch nicht da, ein Chapa schon. Wir nehmen also ein kleines Chapa, dessen Bänke echt eng gestellt sind. Ich darf vorne sitzen, yeah! Kurz hält die Freude, den der Chapafahrer tritt ordentlich auf's Gas. „Mach bloß keinen Scheiß“, denke ich mir während der Fahrt in Maputo. Chapafahrer fahren wie Taxifahrer, nur haben sie mehr Leute im Auto. Es geht nach Maluana im Norden von Maputo, dort hat Jonas' Gastmutter, Oma Tina, einen Machamba (sprich: Maschamba). Ma-was? Das ist der Begriff hier für einen Garten.
Auf einem Zwischenstopp kauft die Oma Süßkartoffeln und grüne Mangos. Davor hatte sie noch von Brot gesprochen. Die anderen Freiwilligen und ich sind zu müde, um einen Aufstand zu machen, weil wir eigentlich Brot haben wollten. Nun gut, noch schnell ein paar mit Fisch gefüllte frittierte Teigtaschen Chamussas (sprich: Schamußas) gekauft und ab dafür.
Wir kommen vor einem großen Eisentor an, dahinter eröffnet sich eine riiiiiiesige Welt. Alles Anbaufläche soweit das Auge reicht. Es ist echt krass. Jeder kann hier Flächen pachten und dann selber bewirtschaften. Wem gehört das Gelände wohl? Richtig, 'nem Weißen. Ich weiß gar nicht, warum ich immer noch überrascht bin, wenn ich so etwas höre. Am Eingang wurden wir dann von anderen Arbeitern begrüßt. Hier sind das zum überwiegenden Teil Frauen. Auch auf den einzelnen Feldern haben wir nur Frauen gesehen. Es gab junge Männer, die an den Feldern vorbeikamen und tagelôhnermäßig auf dem Feld arbeiten wollten. Als wir jedenfalls meinten, dass wir auch arbeiten wollten, sorgte das bei den Damen für Heiterkeit. Scheint nicht so oft vorzukommen, dass Weiße hier auf den Feldern arbeiten. Ist verständlich, sie sind hier ja auch eher damit beschäftigt Chefs zu sein.
Obwohl ich nicht viel zu tragen hatte, fand ich den Weg anstrengend. Als wir dann um 7 Uhr an der Fläche angekommen sind, haben wir dann erstmal gefrühstückt. Es gab Tee, Matapa, Hähnchencurry, Reis und Schiema.
Nach dem Frühstück fragte uns die Oma, ob wir uns etwas ausruhen wollten. Nix da! Es ging jetzt auf's Feld! Was gab's zu tun? Naja, das, was man auch in Deutschland macht. Unkraut jäten, den Boden auflockern und Holz hacken.
Während die anderen angefangen haben zu jäten habe ich mir die Axt geschnappt. Holz habe ich Deutschland immer längs der Maserung gehackt. Mit der Motorsäge wurden die großen Stämme aufgesägt, mit dem Auto nach Hause verladen und dort dann gehackt. In unserem Garten hier sind die Bäume aber relativ klein und außerdem haben wir keine Motorsägen, geschweige ein Auto oder gar einen Hauklotz zu Hause. Sie werden auf dem Feld gekürzt, um dann später in Säcken nach Hause transportiert zu werden.
Als Hauklotz hat der dickste Ast hergehalten. Als ich fertig war, gab es dann Nachschlag. Haha. Die Grenzziehung ist für den Laien hier nicht wirklich ersichtlich, aber am Ende des Tages hatte ich dann einen Überblick über das Gelände. Wir haben Holz aus dem Teil geholt, der noch nicht urbar gemacht wurde. Die Bäumchen waren aber schon gefällt. Um uns herum die Flächen gehörten wohl auch Verwandten, alles Familie meinte sie immer. Da macht es auch mal nichts einen dicken Ast vom Nachbarn zu holen.
Zum Mittag gab es Süßkartoffeln. Eigentlich wollte sie die in einem Topf für uns kochen, aber der wurde wohl von der Gartenfamilie ausgeliehen. So ist das hier bei der einfachen Bevölkerung, es ist ein geben und nehmen. Zum Glück muss man sagen! Denn ohne diesen Umstand hätte unsere Oma nicht so tief in die Trickkiste greifen müssen. Sie hat kurzer Hand die Süßkartoffeln genommen und in die heiße Erde unter die Restglut vom Frühstück gesteckt. Eine sehr, sehr gute Idee war das. Dazu gibt's Mangos die teilweise schon gut reif und süß sind. Viele spucken hier die Schale aus, auch die anderen hatten erst Bedenken. Ich esse die immer mit, schmeckt ja auch gut mit Schale, und schwups essen wir Mangos jetzt nir noch mit Schale.
Was befindet sich nun im Garten von Oma Tina? Allerhand, es wird Zeit für eine Bilderserie.
Es gab auch noch eine Honigmelonenpflanzen, die ich aber nicht fotografiert habe. Sie hatte schon ein paar Blüten. Die Oma meinte, dass man hier auch viel die Blätter vom Kürbis isst, weil sich aufgrund des fehlenden Regens hier die Früchte manchmal nicht oder nur langsam ausbilden.
Kakana ist ein Kraut, das eher bitter schmeckt. Verwendet werden oft nur die Blätter. Sie werden kurz vor dem servieren in die hier typische Erdnuss-Kokossoße gelegt. Kocht man es zu lange, wird's echt bitter! Die Blätter schmecken auch so gut, sind sogar leicht süßlich! Die Blüten kann ich auch empfehlen. Es bilden sich auch Früchte, so kleine Samenbomben, aus, die ich wahrscheinlich schon einmal auf der Straße gesehen habe. Essbar ist auf jeden Fall alles.
Geerntet wird im Januar. Das ist sicher ein komischer Satz für eure Ohren, aber hier ist dann ja Sommer. Im Moment fehlt leider etwas Regen. In Maputo regnet es und hier auf dem Land nicht, das Problem kennt man in Mecklenburg ja auch.
Man könnte jetzt schreien Klimawandel, wir sind Schuld, aber es gibt hier leider auch echt wenig Bäume.
Generell würden in dieser Region viele Bäume geschlagen, weil das Geschäft mit Holzkohle hier sehr lukrativ sei. Oder man brennt das Land nieder, um es urbar zu machen und zu düngen. Auf dem gesamten Riesenmaschamba waren die Bäume doch recht spärlich anzutreffen.
Die trockenen Äste werden dazu genutzt die noch grünen Pflanzen zu verbrennen. Um auf dem Feld was anzupflanzen müsste man wohl noch die Wurzeln der verbrannten Pflanzen ziehen. Das haben wir heute nicht gemacht. Nachdem wir das ganze Feld umgegraben haben, waren wir dann auch k.o..
Aber halt! War es nicht eine Affenhitze? Zum Glück war es bewölkt, sodass es vielleicht 23 °C waren, also gutes Arbeitswetter. Mit Sonne hätten wir wohl nie so viel geschafft. Und das Hemd hatte ich nur für die Sonne an, ja ich kaufe mir noch ein Arbeitshemd und ja meine Smiley-Hose hat ein weiteres Loch, gut beobachtet, Mama und Oma!
In Maputo angekommen, ist mir aufgefallen, wie dreckig die Stadt eigentlich ist. Es gibt quasi kein Grün. Man wird von den Leuten komisch angesehen, angebettelt, weil man weiß ist. Auf dem Acker waren wir alle gleich. Klar wurde unsere Oma gefragt, ob sie nicht einen Weißen ausleihen könnte, damit er ihn und ihrer Familie mit seinem Auto nach Hause fahren kann. Und klar hat sie erst gedacht, dass wir nicht ordentlich arbeiten können und wollte immer, dass wir uns ausruhen. Als wir zum Schluss aber so viel geschafft hatten, hat sie hoffentlich ein anderes Bild von uns bekommen. Auch wenn sie natürlich viel schneller gearbeitet hat als wir. Ich habe mich nach der Arbeit super gefühlt, viel geerdeter, integrierter viel angekommener hier. Auch wenn das komisch klingt. Die anderen meinten, dass es gut war hier einmal etwas zu schaffen.
Drei Säcke Holz, das ist selbst für erfahrene Träger zu viel. Nicht nur Oma Tina, sondern auch zwei von uns trugen das Holz auf dem Kopf, natürlich die beiden leichten Säcke. Das sorgte für Belustigung bei unserer Gartennachbarin. Es war zwar anstrengend das Holz so zu transportieren aber immernoch komfortabler als es vor sich zu tragen.
Ich war etwas erstaunt darüber, dass hier alle Felder gleich aussahen. Überall gab es Mais, Erdnüsse, Manjok, Süßkartoffeln, Bohnen, Kürbisse, Melonen und Kakana. Mal mehr, mal weniger. Vielleicht gibt der Boden nicht mehr her. Vielleicht wissen die Leute nicht um andere Lebensmittel. Vielleicht ist es eine Auflage der Gartenanlage. Das gilt es noch herauszufinden. Ich komme auf jeden Fall gerne wieder! Spätestens zur Ernte.