Studentisches und Kulinarisches

Sonnabend gab es ein Fest im kulturellen Zentrum der Universität Eduardo Mondlane, der besten Universität Mosambiks. Es sollte um 10 Uhr anfangen. Wir kamen um 16 Uhr an und waren pünktlich. Kurz danach wurden die Essensstände eröffnet.

 

Vorne links sieht man den Stand von Osttimor. Die anderen Stände kommen aus den Provinzen Mosambiks und einer aus Tansania.
Vorne links sieht man den Stand von Osttimor. Die anderen Stände kommen aus den Provinzen Mosambiks und einer aus Tansania.

Es gab einige Essensstände. Viele waren von den verschiedenen Regionen Mosambiks. Mit dabei waren abe auch Stände der Länder, aus denen ausländische Studenten kamen. Das waren Tansania und Osttimor. Der letztere hat mich neugierig gemacht.

 

Sie studieren hier, weil es wohl eine Partnerschaft gibt. In ihrem Heimatland ist Portugiesisch zwar eine Amtssprache, sie sprechen aber eher die Lokalsprache. So wären sie auch hergekommen um ihr Portugiesisch zu verbessern. Die Preise für das Essen erschienen mir erst sehr hoch, aber jeder Stand war etwas teurer als die gewohnten Preise von der Straße. Am besten geschmeckt hat mir der gewürtze Reis in Kokosblättern und die Hackspieße. Als Nachtisch gab es süße gefüllte grüne Bällchen aus Reisteig mit Kokosflocken bedeckt, gedämpften Kuchen, eine feste Masse aus Reis- und Maniokmehl und ein Obstsalat in Fanta und frischer Milch. Das war sehr viel Zucker. Zum Glück haben wir uns etwas geteilt. Als ich später noch etwas bei ihnen essen wollte, hatten sie leider nichts mehr.

Die mosambikanischen Stände, die ich probiert habe, haben mir leider nicht so geschmeckt.


Die selbstgemachten Tränke aus vergorenem Mais und fermentiertem Mehl hatten viel zu viel Alkohol für mich. Den Mehltrunk habe ich weggeschüttet, der Maisschnaps wurde von einem aus unserer Gruppe getrunken. Als ich ihn gefragt habe, wieso in Maputo viele Leute schon früh am Morgen ein Bier trinken, meinte er, dass es den Kreislauf ankurbeln würde.


An einem anderen Stand gab es Bananenbrei in einem Blatt eingewickelt und selbstgemachtes Schiema. Beide hatten einen komischen Geschmack. Bei einem weiteren Stand sollte ich unbedingt das Manjok-Schiema probieren. Lecker mit extra Sand. Auch das Stück, was mir stattdessen angeboten, wurde hatte einen Hauch von Knirsch. Als ich meinen Teller mit dem Majok-Schiema zurückbrachte wurde mir noch eine dritte Portion angeboten, die ich dankend ablehnte.

Ich hatte noch eine Zucker-Sesam-Schnitte, zumindest die hat so geschmeckt wie erwartet. Aus Tansania konnte ich einen Trunk aus ... probieren. Der war lecker.

Schade, dass das lokale Essen in meiner Stichprobe nicht so gut abgeschnitten hat. Klar hätte ich auch nicht nur Beilagen probieren können. Aber Danach ist mir etwas die Lust vergangen noch andere Köstlichkeiten der verschiedenen Provinzen zu kosten. Weiter schlimm war das nicht, denn das Kulturprogramm im Saal sollte beginnen.

Der Saal war wie ein Theater mit großen Sitzbereich und großer Bühne. Die Sitze waren auch unerwartet sehr bequem. Es wäre cool, wenn die Uni das selber gekauft hätte und nicht irgendein ausländischer Investor das finanziert hätte.

 

Begonnen wurde wie bei unseren kleinen mit Gedichtaufführungen, die manchmal auch kleine Theaterstücke waren. Verstanden habe ich leider nicht viel. Den Zuschauern hat es aber gefallen, vor allem meinen 5 Nachbarinnen, die zu jeder erdenklichen Möglichkeit ein lautes Li-Li-Li-Li von sich gaben. Leider habe ich auch hier den Inhalt nicht ganz verstanden, aber zumindest schon viele Wörter. Dann kam die Tanzaufführungen.

 

Es wurde wirklich laut. Die ganze Zeit über. Wenn den Leuten hier etwas gefallen hat, haben die wenigsten in die Hände geklatscht, wie es bei uns normal wäre. Bisher dachte ich auch, dass es hier normal wäre. Aber wenn den Leuten hier etwas gefällt, rufen und brüllen sie laut oder machen Li-Li-Li-Li. Wir werden ja dazu angehalten aufzupassen, welche Bilder wir in unseren Berichten malen. Als Kind wurde mir manchmal gesagt, wenn ich zu laut war, dass wir hier nicht im Urwald wären oder im Affengehege. Ich weiß nicht genau, wie geläufig diese Ausdrücke sind, aber genau so habe ich mich gestern in diesem Saal gefühlt. Alle waren aus dem Häuschen. Der Saal hat wirklich getobt. Vor der Bühne gab es eine tanzende und filmende Traube, manchmal sind Leute vor Freude aufgesprungen. Es war aber auch echt gut, was die da auf die Bühne gestellt haben. Würde man sich vorstellen, solch einen Wettbewerb in Deutschland zu machen, würden viele alt aussehen. Vor allem mit traditionellen Tänzen. Ich habe mich aber nicht getraut so laut mitzurufen oder aufzuspringen. Kann ja noch kommen.

Ich habe bestimmt 6 Tänze gesehen und jeder war super. Wirklich richtig gut, manchmal waren 20 Leute auf der Bühne und alle konnten richtig tanzen. Es gab welche die langweilig anfingen und sich gesteigert hatten und welche die schon stark anfingen. Die Region Niassa aus dem Norden hatte einen Vortänzer, der sehr gut seine einzelnen Körperpartien unabhängig bewegen konnte. Er zeigte ein paar mehr Hüftschwünge oder Zitterer als seine Kollegen auf der Bühne. Die Nachbarregion Cabo Delgado , in der es in letzter Zeit immer wieder zu Anschlägen kam, hat zum Anfang mit hoffentlich nachgebildeten Kalaschnikovs getanzt. Irgendwie war es kein so angenehmes Gefühl diese Läufe auf sich gerichtet zu sehen. In dem Teil danach konnte ich einige Elemente aus unserem Tanzkurs wiedererkennen. Das war wiederum ein schönes Gefühl. Maputos Nachbarregion Gaza hatte einen Tanz, bei dem sich alle in Kriegerkleidung geschmissen hatten. Erst tanzten die Männer mit Speer und Schild. Das sah schon gewaltig aus. Ohne viel tamtam stürmte dann aber eine Kriegerin mit der gleichen Kleidung und den gleichen Utensilien die Bühne und machte kurzerhand alle Männer platt. Daraufhin kamen weitere Kriegerinnen und es gab einen gemeinsamen Kriegstanz, bei dem ich ebenfalls gerade kürzlich gelernte Elemente aus meinem Tanzkurs wiedererkannte. Jeder Tanz hat bestimmt 10 – 15 Minuten gedauert. Begleitet wurden viele Tänze durch eine Trommelgruppe der jeweiligen Regionen. Die Region Sofalla hat bei ihrem Tanz mehrfach eine kleine Pause eingelegt, bei der man denken konnte, dass sie aufhörten. Es ging dann zum Glück immer weiter. Bei einer Region, ich glaube es war Inhambane, gab es nur 4 Tänzer auf der Bühne, klasse statt Masse. 3 Frauen und 1 Mann ließen ihre Hüften kreisen. Dabei stand der Mann den Damen höchstens in der Masse seines Allerwertesten nach. Als er anfing zu tanzen wurde der Saal extrem laut. Für mich gipfelte es darin, dass meine Hinterfrau so laut geschrien hat, dass ich mich erschreckt und instinktiv nach vorne gebeugt habe. Eine Studentin auf der Bühne hat ihre Hüfte kreisen könne und dabei mit ausgestrecktem Arm einen Daumen nach oben zeigen können. Leute sind aufgesprungen und haben ihr ebenfalls einen Daumen nach oben gezeigt. Es war schon ziemlich neiß eine ganze Aufführung zu sehen, die nur dem Hüftekreisen gewidmet war. Eine andere Tanzgruppe hatte sich in einem Teil ihrer Aufführung in einen Kreis gesetzt, wobei dann immer Mann und Frau aufstanden und dann paarungsmäßig miteinander tanzten. Es war tatsächlich eher bumbsen als tanzen.

 

Nach der Party kam dann der Tanz von Osttimor. Es wurde schlagartig ruhiger, auch weil zu Beginn die Musik fehlte. Dann gab es ruhige Tänze, bei denen das Publikum gefühlt nur aus Anstand jubelte. So ähnlich klang es auch, als wir unsere Sternpolka vorgeführt hatten. Der erste Teil hat an Aloha-Musik und Südsee erinnert. Der zweite Teil war dann eher ein Paartanz, im Kreis so ähnlich wie unsere Polka, nur ruhiger. Ja, der Tanzstil wirkte für meine europäischen Augen gesitteter, aber im Vergleich zu den anderen Tänzen gleichzeitig verklemmter. Der Tanz war nicht so suverän wie bei den Afrikanern. Die einzelnen Bewegungen waren nicht so locker. Wahrscheinlich tanzen die Leute aus Timor-Leste ähnlich wie wir kaum noch ihre traditionelle Tänze. Dadurch fehlt die Lockerheit. Zwischen den Aufführungen wurden immer Personen oder Gruppen aufgerufen, die zu dem Zeitpunkt nicht anwesend waren. Was wurde gemacht? Einfach die nächsten aufgerufen. Nach den Tänzen kam ein Räpper, der leider wie auf einem Festival in Mafalala nur auf Playback gesungen hat. Die Tänze waren so schön ohne Hilfsmittel inszeniert aber der Räp brauchte technische Unterstützung. Der Computer klingt eben doch besser als das Original.

 

Bei den Afrikaner war der Tanzstil schon etwas wilder, ja. Aber dafür hat das Publikum bei den Tänzen richtig mitgefiebert, die Tänzer angefeuert: es war eine bomben Stimmung! Ich als Künstler wünsche mir, dass die Leute meine Kunst feiern. In Deutschland habe ich manchmal das Gefühl, dass wir sehr verklemmt sind. Wenn ich in Bochum in Orchestern gespielt habe, war alles totenstill – bis auf Babygeschrei. Sobald das Stück vorbei war, gab es dann Applaus. Das ist aber nicht das gleiche, wie wenn die Leute die einzelnen Aktionen während des Stückes feiern. Davon würde ich mir von meinem deutschen Publikum mehr wünschen.

 

Bei der Siegerehrung der einzelnen Kategorien bekam Tansania den Preis für das beste Essen. Als ich dann draußen nachschauen wollte, war deren Stand natürlich schon abgebaut. Schade. Auf dem Nachhauseweg kaufte ich mir noch etwas grünen Blattsalat und eine schon fast zu alte Kokosnuss und machte mir noch einen leckeren Gute-Nacht-Salat.