Eine Anlaufstelle, die einem für leckeren Fisch von Mosambikanern empfohlen wird, ist der Fischmarkt an der Costa do Sol. Wann sollte ich dort hingehen, wenn nicht mit meiner besseren Hälfte Johanna, die mich über Weihnachten besucht hat? Doch ist er wirklich so gut, wie alle behaupten?
An einem Sonnabend im Dezember besuchen wir den Fischmarkt am Nachmittag. Kaum steigen wir aus dem Chapa aus und überqueren die Straße, werden wir von einer Frau angesprochen, ob wir nicht bei ihr essen wollten. Ich bedanke mich und sage, dass wir nicht bei ihr essen wollen. Das reicht ihr aber nicht aus. Sie folgt uns fast bis an die Tür des Fischmarktes, wo wir aber auch nicht sicher sind von Leuten, die uns anquatschen.
Damit ihr das Gelände des Fischmarktes besser einordnen könnt: es gibt einen Parkplatz, bei dem die elektrischen Schranken vom Personal mit der Hand hochgehoben werden. Aus der Richtung des Parkplatzes kommt man auch, wenn man den ÖPNV nutzt. Hunter dem Parkplatz folgt ein riiiiesiger Restaurantbereich mit rund 60 Buden. Dort kann man Fisch bestellen, was nicht empfohlen wird, da er alt sein soll, oder sich im Markt frisch gekauften Fisch zubereiten lassen. Zur guter Letzt folgt erst der eigentliche Markt. Man kann natürlich auch an der Straße entlang laufen und direkt in den Markt gehen. Aber viele, die hier essen, kommen natürlich mit dem Auto.
Dass wir sofort angesprochen wurden, ist kein Einzelfall. Letztens habe ich ein Auto beobachtet, das sicher von 15 Verkäuferinnen in leichtem Laufschritt umringt wurde, alle mit der bitte doch bei ihnen zu essen. Das sind Szenen, die man in Deutschland nicht gewohnt ist. Ich fand es sehr witzig. Mich haben sie an Möwen erinnert, die ein heruntergefallenes Fischbrötchen sehen.
Im Fischmarkt selber hört das agressive Werben aber nicht auf. Es gibt Verkäufer von Meeresfrüchten und Fischen und auch ein bisschen Gemüse, Öl, was man so noch brauchen könnte. Meeresfrüchte wie Shrimps, Tintenfische oder Krabben verkaufen die Frauen, die Fische verkaufen die Männer.
Leider kenne ich mich wirklich nicht mit Fisch aus, was uns etwas Stress bereitet hat. Generell hat man auf den Märkten hier immer unnötigen Stress, wenn man sich nicht auskennt. Und das nutzen die Händler aus. Jeder belabert dich sein Produkt zu kaufen, aber du weiß nicht, ob es gut ist oder nicht. Dann bleibst du stehen, guckst, wirst weiter bequatscht, dann kommt vllt noch ein anderen Händler vorbei. Diese Konsumhölle, die hier teilweise herrscht, ist echt nervig und hätte ich so nicht erwartet.
Erschwerend kommt hier generell in Maputo hinzu, dass es kaum eine Produktvielfalt auf und in den Märkten gibt. Wenn man also wie auf dem Fischmarkt hier zwischen 3 Garnelenverkäufern vergleichen möchte, macht das relativ wenig Sinn, da sie die Produkte am Morgen wahrscheinlich vom gleichen Händler bekommen haben.
Das Gebäude ist für einen Markt relativ klein und obwohl an dem Nachmittag nicht viele Leute dort kaufen, finde ich es eng und habe meinen Rucksack vor meinen Bauch gezogen, da ich meine Aufmerksamkeit dafür brauche, was wir uns zubereiten lassen wollen.
Die Fischverkäufer quatschen einen an. Dann gibt es auch noch die späteren Köche, die einen ansprechen und eine Empfehlung geben, welchen Fisch man gut zubereiten könnte - und natürlich auch an welcher Bude man gut essen kann.
In all diesem Kreuzfeuer, in dem wir stehen, seh ich zu einem Chinesen herüber, ganz seelenruhig seinen Fisch aussucht. Beziehungsweise doch keinen Fisch wählt sondern mit einer Tüte Muscheln wieder vom Markt verschwindet. Scheinbar hat der Rest nicht seinen Ansprüchen genügt. Diese Ruhe hätte ich auch gerne.
Wir entscheiden uns für den peixe vermelho (sprich: päischi wermelju), den roten Fisch. Erst später beim nachrechnen sollten wir erfahren, dass wir beim Bezahlen abgezogen wurden. Wir haben 900 statt 750 Mts für den Fisch bezahlt. Nur weil es eine Preislist gibt, heißt es nicht, dass sie für unwissende Touristen auch angewendet wird. Zusätzlich kamen noch 50 Mts für die Entschuppung obendrauf, wovon einem auch niemand irgendwas gesagt hat. Immerhin ist er dann küchenfertig für die Buden.
Fisch in der Tüte, auf geht's! Denkste! Direkt nach dem Ausgang kommen, die Kellner der einzelnen Buden auf dich zu und bequatschen dich. Selbst wenn man ihnen unmissverständlich klar macht, dass sie weg gehen sollen, gehen sie nicht. Beim Schreiben dieses Textes werde ich schon wieder ganz genervt von der Situation. Ich will uns eine schöne Bude aussuchen, aber alle sind gleich!! Nachdem wir genug Zeit mit den Möwen verschwendet haben, gehe ich einfsch zu einer Budennummer, die uns ein sympathischer Koch in dem Markt gesagt hat. Oder war das der unsympathische? Ich weiß es nicht mehr. Egal, wir sitzen und werden in Ruhe gelassen.
Vorerst! Bald werden fliegende Händler auftauchen und uns ihren Plünn anbieten wollen. Kapulanas, Flipflops, Powerbank, Sonnenbrille, Cashewnüsse. Nein, danke, ich will das alles nicht haben!
Das Problem ist hier: lässt du einen an dich ran, kommen die anderen auch bald. Der Preis für die Zubereitung von Fisch wird hier pro Kilo abgerechnet. Zusätzlich holen wir uns noch komplett überteuerten Salat und Pommes. Bei den Pommes haben wir extra nachgefragt, was eine Portion ist. Bezahlt haben wir dann das doppelte des Kartenpreises, weil die Portion, auf die ich gezeigt habe, eine doppelte war.
Dass er mir das hätte sagen müssen, hat der Kellner nicht eingesehen. Bei der Abrechnung ist mir etwas der Kragen geplatzt, weil man gefühlt überall hier abgezogen wird. Der Kellner hat sich wie ein Schuljunge seine Mecker abgeholt und dann nix dazu gesagt. Scheinbar akzeptieren die Leute, die hier sonst essen, die überteuerten Preise.
Klar handelt es sich bei dem Abziehen immer nur um ein paar Euro. Aber es ist einfach trotzdem blöd, wenn man sich nicht auf irgendwelche Kartenpreise verlassen kann. Wozu dann die Karte?
Nun zum Fisch. Ja, was soll ich sagen? Er hat nach Hähnchen mit Knoblauch geschmeckt. Mich hätte der Bennygeruch, dem man beim Vorbeigehen wahrnimmt, schon stutzig machen sollen. Kein Fischgemack weit und breit, alles totgebraten. Herzlichen Glückwunsch.
Nach Hähnchen - nach Benny! Wenn ich schon Geld für Fisch ausgebe, dann möchte ich doch wohl auch Fisch schmecken, oder? Sehe ich das falsch? Vor allem, wenn man irgendwo ist, wo alles etwas mehr kostet. Dann will ich doch wohl auch was davon haben, oder nicht?
Das setzt diesem Tag wirklich die Krone auf. 1,5 kg Fisch mit Hähnchengeschmack. Dazu kann man einfach nicht mehr viel sagen.
Außer: geht nicht zum Fischmarkt essen. Absolute Nichtempfehlung. Die Fische sind frisch, aber die Restaurants sind wirklich schlecht.