Wo könnte man besser über Umweltprobleme reden als in einem 5-Sterne-Hotel? Richtig, es gibt viele Orte. Das Treffen gestern ging aber nicht nur um richtige Mülltrennung.
Gestern waren wir im Polana Serena Hotel. Es wurde 1922 gebaut und hat diesen Charme noch nicht verloren. Unter anderem durch die im Hintergrund laufende Jazzmusik.
Der Tagungssaal mit seinen Kronleuchtern passte sehr gut zu diesem Ambiente.
Der Bürgermeister hatte zu einer öffentlichen Diskussion zur Neugestaltung der Costa do Sol - dort wo es jetzt das leckere Hähnchen gibt - geladen. Denn bald soll es dort nicht mehr die vielen provisorische Stände geben, sondern kleine betonierte Buden, in denen Essen verkauft wird. Das geruchsintensive Hähnchen soll etwas nach Norden verschoben in einen neugebauten Markt verschoben werden. Dadurch würden einige der heutigen Verkäufer ihren Job verlieren. Ich weiß nicbt, in wieweit hier Angebote für eine neue Perspektive von Seiten der Stadt kommen werden.
Es geht das Gerücht um, dass die neugebaute Wohnungen an der Costa do Sol aufgrund des Geruchs an Wert verloren haben. Offiziell wird dafür geworben, dass die Buden verschwinden sollen, damit der Strand sauberer wird. Mit den neuen Buden soll die Abfallentsorgung verbessert werden und der Alkoholkonsum legalisiert werden. In Mosambik ist es nämlich verboten außerhalb von Restaurants Alkohol zu trinken. Im Moment trinken also alle an der Costa do Sol ihr Bier illegal. Um die Buden herum soll Biertrinken legalisiert werden.
In der Diskussionsrunde kamen über 30 Leute zu Wort. Von der Vereinigung der Hähnchen- und Magumba(AdR: ein kleiner Fisch, der gegrillt verkauft wird)-Verkäufer, über die Kitesurfer und Religionsgruppen des Strandes bis hin zu Langzeitstudenten kam ein breites Spektrum der Bevölkerung zu Wort. Es war eine gute Übung viel Portugiesisch zu hören, aber effektiv habe ich nicht viel verstanden. Stattdessen habe ich für Bruno ein paar Fotos geschossen.
Das Hotel bereitete ein Büffet mit verschiedensten Blätterteigtaschen und Getränken zu.
Wir standen diesem in keinster Weise nach, denn an unserem Müllbuffet konnte man sich sattsehen und seinen Wissensdurst stillen.
Ich war aber trotzdem etwas enttäuscht, als nach der Pause, in der wir den Besuchern den Müll vorstellten, nichts zu essen mehr vorfanden. Dafür sind wir deutschen Freiwilligen später zu Soluções Saudaveis (sprich: ßolußoingsch ßaudawäisch), zu den gesunden Lösungen, und haben uns dort ein leckeres Mittag gegönnt.
Auf unserem Müllbüffet kredenzteten wir unter anderem die 10 meisten Müllsorten der Strände Maputos und außerhalb Maputos (von Makaneta bis Ponto do Ouro). Plastik- und Chipstüten führen die Gruppe an. Es folgen Plastikflaschen, Strohhalme, Lollistiele, Styropor. Das Schlusslicht bilden Flipflops, mit denen wir aber durchaus einen Schuhstand hätten eröffnen könnten. Über 900 Stück haben wir auf unseren Sammelaktionen gefunden.
Serviert wurde an erlesendsten Glasscherben, von Meisterhand gesäubert. Für die Kinder gab es Luftballons und Spielzeug. Für die Umweltfreaks gab es Mikroplastik zu bestaunen. Militärfreaks bewunderten eine alte Patrone. Numismatiker kamen mit in der DDR gefertigten Plastikmetical und ein paar Swasicent auf ihre Kosten.
Mundhygieneenthusiasten und Zahnärzten gehörten auch zu unserer Zielgruppe. Dazu standen mehr als 1000 Zahnbürsten, von Fischen angekaute Zahnpastentuben zur Verfügung. Raucher, oder die es werden wollten, wurden mit über 500 Feuerzeugen gelockt. Medizinische Versorgung war auch vorhanden, diverse Tablettenschachteln und verbogenen Spritzen zeugen von Fachkenntnis!
Ich stand am Kuriositäten- und Techniktisch: von Fischen angekaute Joghurtflaschen, eine halbe koreanische Tastatur, Geld, Drucker- und Gewehrpatronen, CDs, eine Kasette, Schlüssel, eine Zündkerze, ein Pedal, Lampen, Batterien, alte Händigehäuse. Man hätte fast meinen können, ich würde eine Flohmarktstand betreiben.
Die Ausstellung verlief so, wie man es in Deutschland auch erwarten würde. Viele gehen vorbei, manche sagen, wie schlimm doch das alles ist und es gibt einige, die wirklich über Umwelt reden wollen. Einer in meinem Alter meinte, er hätte schon mal ein Projekt mit Meeresmüll gemacht, wo es darum ging, wovon Fische angelockt würden. Ihn hätte interessiert, warum die Fisch eher die Joghurt- oder Duschverpackungen anbeißen würden als anderes Meeresplastik. Leider sind wir ihm da eine Antwort schuldig geblieben.